Bücher

Auf jüdische Spuren
in der Stadtbücherei

„Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen!“, so beendet der alttestamentliche Weise Kohelet das gleichnamige Werk: „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib.“ (Koh 12,12) Gleichwohl erfreuen sich Buchläden und Büchereien nach wie vor großer Beliebtheit: Nicht zuletzt in Zeiten der Corona-Einschränkungen griffen viele Menschen verstärkt zu Büchern. Ein kleiner Rundgang durch die Dülmener Stadtbücherei nennt zehn hier vertretene jüdische Autorinnen und Autoren.

Marga Spiegel

 

Marga Spiegel kam 1912 als Marga Rothschild im hessischen Oberaula zur Welt und starb 2014 in Münster. Durch den Spielfilm „Unter Bauern“ ist ihr Schicksal im Münsterland ein Begriff. 

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ konnte Marga Spiegel zwar noch das Abitur ablegen, wurde dann aber als Jüdin nach zwei Semestern Mathematik- und Physikstudium von der Universität Marburg ausgeschlossen. 1937 heiratete sie einen westfälischen Viehhändler und zog nach Ahlen, wo 1938 eine Tochter geboren wurde. Als im Februar 1943 die Deportation bevorstand, flüchtete Familie Spiegel zu katholischen Bauern ins südliche Münsterland, wo die Eheleute getrennt voneinander Unterschlupf erhielten. Hier überlebten Sie die Kriegszeit. 

1964/65 zeichnete Marga Spiegel ihre Erinnerungen auf und veröffentlichte sie bis Mai 1965 in 17 wöchentlichen Folgen in der Bistumszeitung „Kirche und Leben“. 1969 erschien dann ihr Bericht als Buch unter dem Titel „Retter in der Nacht“. Das Buch wird auch von der Stadtbücherei Dülmen entliehen und gilt heute als wichtige Quelle für die Geschichte der westfälischen Juden zur Zeit des Holocausts. In eine weitere Öffentlichkeit gelangte das Schicksal der Familie Spiegel durch die Verfilmung 2009 mit Veronica Ferres und Armin Rohde. Ein wichtiger Drehort war dabei der Hof Solke in Dülmen-Rödder. Die DVD „Unter Bauern – Retter in der Nacht“ kann ebenfalls entliehen werden. 

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