Gedenkort hinter der Kirche St. Viktor hat viele Förderer und Unterstützer.

Wer von der Markt- zur Lüdinghauser Straße gelangen möchte und dafür den Weg quer über Kirchplatz und vorbei an der Rückseite der Kirche St. Viktor nutzt, der hat vermutlich schon einen Blick in den Keller Pins geworfen. Das ist seit einigen Wochen ganz unkompliziert möglich. Denn der Zaun, der den Spielplatz des Familienzentrums St. Anna im einsA vom Kirchplatz abgrenzt, wurde so versetzt, dass Betrachter nun rechts oder links neben die Spitze des gläsernen Tetraeders treten und von dort in den Keller blicken können. Das Gelände des Kindergartens, auf dem sich die Reste des einstigen Wohnhauses befinden, muss dafür nicht betreten werden.

Die Arbeiten am Zaun fanden zur gleichen Zeit statt wie diejenigen zur Umgestaltung des Kita-Spielplatzes. Nun, da alle Arbeiten an Kirchplatz und am Kita-Außengelände sowie am Keller Pins abgeschlossen sind, können Pfarrer Markus Trautmann und die Kirchengemeinde St. Viktor zu einem Festakt einladen, mit dem der Gedenkort Keller Pins der Öffentlichkeit übergeben wird.

Die Veranstaltung findet statt am Freitag, 7. Juni, 15 Uhr. Dazu sind alle Interessierten, Freunde und Förderer des Projekts Keller Pins eingeladen, wie Pfarrer Markus Trautmann betont. Während der gut einstündigen Feier werden Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Stefan Ast von der NRW-Stiftung sowie Erik Potthoff als Vorsitzender des Dülmener Heimatvereins Worte sprechen.

Gestaltet wird die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern, die ihre Gedanken zu dem Keller und dem Gedenkort vortragen werden. Musikalisch umrahmt wird der Festakt von Stella Ottinger (Violine) und Andreas Hülsmann (E-Piano). So soll unter anderem Filmmusik aus „Schindlers Liste“ erklingen, heißt es in der Einladung.

Enthüllt wird an dem Tag eine Erinnerungstafel aus Plexiglas samt QR-Code mit Informationen zur Familie Pins und ihrem früheren Wohnhaus.

Nach dem offiziellen Teil der Feier sind die Gäste bei einer kleinen Erfrischung eingeladen, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Das Projekt Erinnerungsort Keller Pins hatte viel Unterstützung erfahren, seitdem im Jahr 2020 bei archäologischen Grabungen am Kirchplatz von St. Viktor die Mauerreste des ehemaligen Wohnhauses der jüdischen Familie Pins freigelegt wurden. Hier, am Kirchplatz 8, hatte sie bis 1938 gelebt. Louis Pins war verhaftet worden und während der Haft 1939 verstorben, Johanna und Jenny Pins entzogen sich 1940 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten durch Flucht nach Uruguay. An ihr Schicksal erinnerten bereits die Stolpersteine hinter der Kirche St. Viktor (die für Umgestaltungsarbeiten vorübergehend entfernt werden mussten). Aber der Wunsch war groß, mit dem Keller Pins einen echten Gedenkort zu schaffen. Mehr als 30.000 Euro waren von Dülmener Vereinen und Einrichtungen, aber auch Privatpersonen dafür gespendet worden. Haushaltsmittel standen dafür nicht zur Verfügung. Ursprünglich hatte man überlegt, den Fundort mit einem Gitter mit einer aus dem Stahl herausgearbeitete David-Stern-Kontur zu versehen, sich dann aber für die kostspieligere, schützende Glasdach-Konstruktion entschieden.

 

Möglichkeiten des Gedenkens

Zwischen dem Fund des Kellers Pins und seiner offiziellen Übergabe am 7. Juni liegen mehr als vier Jahre. Denn die Arbeiten für den Erinnerungsort waren eingebunden in die Arbeiten zur Umgestaltung des Kirchplatzes sowie des Außengeländes des Familienzentrums St. Anna im einsA. Die schützende Glaskonstruktion über dem Keller erhielt 2023 eine Einstiegsluke, danach folgte die Restaurierung des Raums. Aktuell sind im Keller Gegenstände zu sehen, die an das Alltagsleben von damals erinnern wie eine bauchige Flasche oder eine Milchkanne. Denkbar ist auch, Fundstücke aus dem Kellerraum zu zeigen. Zu besonderen Anlässen soll der Keller effektvoll beleuchtet werden, auch Lichtinstallationen an die einsA-Wand sind denkbar. Auch ein Touchscreen (Berührbildschirm) mit Infos ist im Gespräch.

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Bericht und Fotos: Claudia Marcy
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