Spurensuche zum jüdischen Leben in der Viktorkirche 

Auf ungewöhnliche Eindrücke werden in den kommenden Wochen die Gäste der Dülmener Viktorkirche stoßen: Seit dem 5. Mai gastiert in dem weiträumigen Kirchenraum die von der Westfälischen Wilhelmsuniversität (WWU) Münster konzipierte Wanderausstellung „Spurensuche_n: Jüdisches Leben im Münsterland“.

Die der Universität zugeordnete „Arbeitsstelle Forschungstransfer“ war bereits 2019 mit einem Kreativangebot an Schulen und Vereine im Münsterland herangetreten, um für die kreative Gestaltung alter Türen zu werben.

Die Türen thematisieren auf dem vorderen Türblatt historische Bezüge, auf der Rückseite heutige Erinnerungen an jüdisches Leben in insgesamt 14 Ortschaften. „Die Ausstellung möge wie ein ‚Türöffner‘ neue Einblicke gewähren in das jüdische Leben im Münsterland, besonders hier in Dülmen“, betonte Dr. Andrea Peine, Lehrerin an der Hermann-Leeser-Schule, die am 5. Mai die Eröffnungsveranstaltung moderierte.

Anwesend waren neben zahlreichen Interessierten auch Jugendliche aus Dülmener Schulen sowie Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Dülmener Gedenkinitiativen.

Zu den Gästen der Ausstellungseröffnung gehörte auch Stefan Ast, Geschäftsführer der NRW-Stiftung aus Düsseldorf. Er überreichte dem Vorsitzenden des Dülmener Heimatsvereins, Erik Potthoff, eine Förderurkunde über 20.000 Euro. Die Mittel sind für die neuen Publikationen über jüdisches Leben in Dülmen und den Gedenkort am Keller Pins neben der St. Viktorkirche bestimmt. „Das ehrenamtliche Engagement für die Spurensuche und Vermittlung der jüdischen Geschichte in Dülmen ist enorm. Die Zusammenarbeit des Heimatvereins mit den Dülmener Schulen zielt auf eine lebendige und sehr anschauliche Geschichtsvermittlung. Das hat uns in der Stiftung sofort für die Förderung überzeugt“, zeigt sich Stefan Ast beeindruckt. 

Der Vorsitzende des Dülmener Heimatvereins Erik Potthoff skizzierte die langjährigen Initiativen und Projekte der Erinnerung an jüdisches Leben in Dülmen, deren Anfänge sich bereits bis in das Jahr 1978 zurückverfolgen lassen.

Den Zusammenhang einer lebendigen Erinnerungskultur mit den Herausforderungen einer heutigen toleranten Gesellschaft betonte Bürgermeister Carsten Hövekamp.

Die Mitarbeiterin der betreffenden Uni-Arbeitsstelle Nina Nolte erläuterte, wie aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ganz neue Wege einer digitalisierten Ausstellungspräsentation beschritten wurden.

In einem Impulsreferat vertiefte Pfarrdechant Markus Trautmann die Türensymbolik, in dem er an den Dülmener Heimatforscher Heinz Brathe erinnerte, der immer wieder die verschlossene Haustür seines Elternhauses in der Pogromnacht 1938 thematisiert hatte.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Kirchenmusiker Christoph Falley, der durch Orgel-, Klarinetten- und Saxophonspiel Stücke jüdischer Komponisten vortrug.

 

Foto: Der Geschäftsführer der NRW-Stiftung Stefan Ast überreicht dem Vorsitzenden des Dülmener Heimatvereins Erik Potthoff die Förderurkunde.