Ein Projekt der
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Archiv 2020/21

Gut besucht war die Versammlung des Heimatvereins in der Aula des Schulzentrums. Nach einem Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre berichtete der Vorsitzende Erik Potthoff über die geplanten Aktivitäten: So wies er auf eine am 2. Dezember stattfindende Lesung zu Weihnachten und Advent in Dülmen im einsA hin. Wieder aufgenommen werden 2022 zudem die Pättkestouren, die im Mai und September geplant sind.
Neben den Ausflügen erläuterte Potthoff auch die vielen Projekte des Vereins. So werden von Dietmar Rabich digitalisierte Filme mit Ansichten auf Dülmen aufbereitet, die aus dem britischen Kriegsmuseum stammen. Bei „Geschichtslernen in der Migrationsgesellschaft“ gehe nicht nur um die Vermittlung von Geschichte, sondern auch um „Heimat und beheimatet sein“ - und die Frage, wie Menschen mit Migrationshintergrund zur Mitarbeit gewonnen werden können. Laufende und offene Projekte seien das Geschichtsfenster des Hauses Pins und die Bezuschussung der Sichtbarmachung der Namen am Kriegerdenkmal.

 

Jüdisches Leben

Abgeschlossen wurde die Versammlung des Heimatvereins mit einem Vortrag von Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann, in welchem er die Geschichte der jüdischen Familien in Dülmen beleuchtete. In der Stadt sei das jüdische Leben seit 1551 verbrieft. Mit der napoleonischen Zeit wurde im Jahr 1808 der Leibzoll abgeschafft und die Gleichstellung verordnet. Es begann besonders durch die Gewerbefreiheit eine bis 1933 währende 125-jährige „Erfolgsgeschichte“ der jüdischen Bevölkerung. Aus kleinen Kaufleuten wurden wie bei der Familie Oppenheim, die Dülmener Wurzeln hat, ganze Kaufmannsfamilien. Beispielhaft für die wirtschaftliche Einflussnahme sei der Viehhandel in der Stadt, der durch jüdische Familien dominiert wurde. Sudmann verwies auch auf das gute Ansehen und die gesellschaftliche Stellung jüdischer Bürger, die sich im Stadtrat, im Schützen- oder Frauenverein und bei der Feuerwehr einbrachten oder auch als Soldat für Deutschland in den Ersten Weltkrieg zogen. Noch 1933 hatte die DZ auf der ersten Seite über den Tod des mit 94 Jahren ältesten Dülmener Bürgers David Pins berichtet. Mit der Machtübernahme 1933 sei das gleichgestellte Leben der Juden in Dülmen abrupt abgebrochen.

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Stefan Bücker / Foto auf dieser Seite: Heimatverein Dülmen
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Für 14 Tage haben Jung und Alt in Dülmen die Möglichkeit, sich im Rahmen eines „Escape-Room-Projektes“ im Begegnungszentrum „einsA“ mit Clemens August von Galen zu befassen. Zur Eröffnung am 24. Oktober 2021 führte Mathias Hecking, einer der Projektleiter, durch die Begleitausstellung. Auch das ambivalente Verhältnis Galens gegenüber den Juden wird dort thematisiert. Hecking erläuterte, dass Galen als „Kind seiner Zeit“ auch von einem christlichen Antijudaismus geprägt gewesen sei – der aber vom rassistischen Antisemitismus zu unterscheiden sei: „Er glaubte, mit dem katholischen Glauben den einzig wahren Glauben zu besitzen.“ Dennoch bleibe festzuhalten: „Bei seiner Abwehr der nationalsozialistischen Bemühungen, den christlichen Glauben zugunsten des Neuheidentums zu verdrängen, verteidigte Galen das Alte Testament.“ Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 bot Galen der jüdischen Gemeinde in Münster Unterstützung an, die dann aber nicht zum Zuge kam, da auch Vertreter der jüdischen Gemeinde fürchteten, dann noch größeren Repressalien ausgesetzt zu sein. „Später bedauerte Graf Galen, nicht öffentlich gegen das sakrilegische Verbrechen der Schändung jüdischer Gotteshäuser protestiert zu haben.“

Im Zuge der fortschreitenden Neugestaltung des Kirchplatzes von St. Viktor steht nun auch der Ausbau des „archäologischen Bodenfensters“ über dem früheren Haus Pins an. In einer Ortsbegehung am 25. Oktober konnte der Billerbecker Bauunternehmer Stephan Menke (auf dem Bild mit Bauzeichnung) begrüßt werden: Er wird zeitnah ein Betonfundament rund um den archäologischen Befund konzipieren und anlegen, das dann die Unterlage des eigentlichen „Fensters“, einer Glas-Stahl-Konstruktion, bilden wird. Das Foto zeigt (v.l.n.r.) Hans-Willy Heeringa vom Kirchenvorstand St. Viktor, Bauingenieur Stephan Menke, Martin Zabel von der Zentralrendantur, Thomas Köhlmos und Robert Brandt von der Firma Landschaftsarchitekturbüro LCK, Archäologe Dr. Gerard Jentgens, Bauleiter Derk Nünninghoff, Pfarrdechant Markus Trautmann.

Radtour

Eindrucksvoller Tag: Auf ganz besondere Weise konnte sich in diesen Tagen eine Dülmener Jugendgruppe mit dem Judentum bzw. dem Antisemitismus auseinandersetzen. Bei einem Besuch der jüdischen Gemeinde Münster informierte Geschäftsführer Sharon Fehr eingehend über Hintergründe und heutiges jüdisches Leben. „Es hat mir viel Spaß bereitet, Ihnen in unserer Synagoge ein paar Grundlagen unserer jüdischen Religion erläutern und auch auf Ihre vielen interessanten Fragen eingehen zu dürfen“, meint Fehr in einer Rückmeldung. „Ihnen sowie Ihren jungen Leuten gebührt aller Respekt: Sie haben 35 km mit dem Fahrrad nach Münster zurückgelegt, was für sich alleine genommen schon eine sehr beeindruckende Leistung ist.  Dann noch anschließend 90 Minuten voll konzentriert in der Synagoge, wohl wissend, dass es die gleiche Strecke von Münster nach Dülmen zurückzulegen gilt, das hat mich sehr nachhaltig beeindruckt. Ihnen allen gebührt aller größte Anerkennung und Respekt!“

Fotos: Lioba Autermann

Bombenfund

Eindrucksvolle Erinnerung: „Es handelt sich um den wohl wertvollsten archäologischen Fund des Jahres in Dülmen“, findet Pfarrer Markus Trautmann. Die Rede ist von der zerrissenen Metallhülle einer krepierten schweren Fliegerbombe, die 1945 auf dem Rathausplatz einschlug. Im Mai dieses Jahres wurde sie von Dr. Gerard Jentgens und seinem Team geborgen. So filigran das rostige Metall auch augenscheinlich wirkt – man kann es allein kaum anheben, so schwer ist es. „Der Fund ist noch gruseliger als die üblichen Blindgänger“, meint Trautmann, „zeugt der kleine Schrotthaufen doch von der tatsächlich von eben dieser Bombe ausgehenden Zerstörungskraft.“ In den nächsten Tagen wird das Exponat oberflächenbehandelt in der Dülmener Viktorkirche eintreffen und dort erst einmal zur Besichtigung liegen. Ob und wie der Bombenrest dann langfristig präsentiert oder gar bei Veranstaltungen einbezogen werden kann, wird sich ergeben. 

„Wir sind heute bewusst in die Synagoge gekommen, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen gegen jede Form von Antisemitismus.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Sonntag, 4. Juli, in Münster aus Anlass der Großen Prozession betont. Wegen der Corona-Pandemie feierte er, statt mit der althergebrachten Prozession durch Münsters Innenstadt zu ziehen, einen feierlichen Gottesdienst im Dom. Unmittelbar zuvor fand eine Statio in der Synagoge statt. Dort begrüßte Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, neben Bischof Genn und dem Domkapitel auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe.

Sharon Fehr ging in einer kurzen Ansprache auf die antisemitische Attacke vom 11. Mai dieses Jahres vor der Synagoge in Münster ein. Dabei hatten junge Männer antijüdische Verwünschungen skandiert und eine israelische Flagge in Brand gesetzt. Diese Attacke sowie die vielen antisemitischen Angriffe in Sozialen Netzwerken und auf Demonstrationen erschütterten die Mitglieder der jüdischen Gemeinde. „Resignation aber war und ist in unserer langen jüdischen Geschichte nie eine wirkliche Option gewesen“, betonte Sharon Fehr. Er dankte dem Bischof, dem Domkapitel und dem Oberbürgermeister für den Besuch, den er als Signal an die Jüdische Gemeinde verstehe, sich nicht entmutigen oder einschüchtern zu lassen. „Wir wertschätzen ihren Besuch als eine Botschaft, dass wir uns gemeinsam Seite an Seite einsetzen gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und gegen jedwede Form menschenverachtendes Verhalten sowie für ein friedliches interkulturelles Miteinander.“

Diesen Gedanken unterstrich auch Oberbürgermeister Markus Lewe. Er sagte, dass es ein Glück sei, dass es in Münster ein lebendiges jüdisches Leben gebe. Es sei wichtig, immer wieder Zeichen zu setzen für Vielfalt und gegen Hass und Gewalt. „Das Schönste wäre, wenn es nicht mehr notwendig wäre, dass ein Polizeiwagen vor der Synagoge stünde“, sagte Lewe. Musikalisch gestaltet wurde die Feier in der Synagoge vom Vokalensemble des Kammerchors St. Lamberti unter Leitung von Alexander Toepper.

Auch in seiner Predigt im Dom griff Bischof Genn das Thema Antisemitismus auf. Er kritisierte scharf, dass „unsere Glaubensbrüder und -schwestern“ in Deutschland immer noch viel Verachtung erlebten. Umso wichtiger sei es ihm, ein deutliches Zeichen zu setzen, dass eine solche Feindschaft „mit uns nicht zu machen ist, dass wir uns mit allen Kräften dagegen wehren.“

Der Bischof ging auch auf den Wert und die Bedeutung menschlichen Lebens ein. Er sprach von einem „katastrophalen Urteil des Bundesverfassungsgerichtes“ vom Februar 2020, durch das die Frage des Lebensschutzes am Lebensende, im Alter und bei Krankheit wieder offen sei. „Geben wir als Christen Zeugnis von der Kraft des Lebens und vom göttlichen Gebot, dies nicht zu beenden“, wandte sich der Bischof an die Gläubigen. Er kritisierte in diesem Zusammenhang, dass das EU-Parlament vor kurzem mehrheitlich für ein Grundrecht auf Abtreibung gestimmt habe. „Dem möchte ich energisch widersprechen“, sagte Bischof Genn und fuhr fort: „Es kann niemals ein Recht geben, das menschliche Leben eines anderen zu beenden.“ Christen seien nun umso mehr herausgefordert, den Frauen und Männern beizustehen, die in diesen schwierigen Fragen arbeiteten, also Ärzten, dem Pflegepersonal und Menschen in sozialen Diensten, und vor allen Dingen den Frauen, die vor „oft grausamen Alternativen“ stünden. „Wir müssen an der Seite des Lebens und an der Seite dieser Frauen stehen“, forderte der Bischof und dankte allen, die für das Lebensrecht am Anfang und am Ende des Lebens einstünden. Bischof Genn: „Wir sind aufgerufen, uns mit allen Kräften dagegen zu wehren, wo das Leben bedroht ist, in der Pandemie genauso wie an diesen Eckpunkten unseres Lebens.“

 

Dank an alle, die sich in der Pandemie eingesetzt haben

Im Blick auf die Corona-Pandemie dankte der Bischof allen, die im Gesundheitswesen arbeiten, aber auch den Erzieherinnen in den Kindertageseinrichtungen, den Lehrerinnen und Lehrern „und all den vielen Menschen an den Kassen, in der Müllentsorgung oder in der Stadtverwaltung und überall dort, wo unabdingbar für unsere Gesellschaft gearbeitet wurde und wird.“ Einen besonderen Dank richtete der Bischof an die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und das, wie er betonte, nicht nur als Bischof, „sondern auch als Mitglied der älteren Generation“. Kinder und Jugendliche hätten zum Wohl anderer lange auf viele Freiheiten verzichtet und Einschränkungen hingenommen. Außerdem seien sie bei der Vergabe der Impfstoffe hinten angestellt worden. Die junge und jüngste Generation habe viele Opfer auf sich genommen hat und werde noch lange daran tragen. 

Bei allem Dank, so sagte der Bischof, gebe es aber nach wie vor viel Unsicherheit und viele Fragen, bis hin zur Gottesfrage. „Es bleibt die große Zahl der Toten, es bleibt die große Zahl der immer noch Infizierten, es bleibt der Blick auf das Elend, gerade in Ländern, die nicht mit solchen Möglichkeiten, wie wir sie haben, ausgestattet sind“, sagte Bischof Genn. Von daher müsse gefragt werden, ob die Menschheit etwas aus der Pandemie gelernt habe. So stellten sich etwa die Fragen: „Lässt uns diese Pandemie nicht bescheidener werden? Und werden wir dann daraus wirklich etwas lernen, so dass sich unser Leben ändert, wie es so oft während der Pandemie geheißen hat, dass nach der Pandemie alles nicht mehr so sein werde wie vorher?“ Durch die Pandemie sei das Ungleichgewicht in der Welt noch einmal massiv offenbar geworden, „die Schere zwischen arm und reich, zwischen Nord und Süd, und die Herausforderung, ob wir uns wirklich damit abfinden wollen.“ 

Beim Gottesdienst im Dom konzelebrierte mit Bischof Genn unter anderem Pfarrer Frankline Anyanwu von der afrikanischen Gemeinde. Diese gestaltete den Gottesdienst in diesem Jahr mit. Für die musikalische Gestaltung im Gottesdienst sorgten der Jugendchor der Dommusik, die Solisten Cristian Ramirez und Nils Miegel, Magdalena Lapaj, Saxophon, Sascha Oeing, E-Bass, Alexander Toepper, Piano und die Percussionsgruppe ZABUMBA. Die musikalische Leitung lag bei Alexander Lauer und Verena Schürmann.

Der Brauch der Großen Prozession reicht zurück bis ins Jahr 1382 und lässt sich ebenfalls auf eine Pandemie zurückführen: Damals starben in Münster mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer überpfarrlichen Buß- und Bittprozession durch die Altstadt. Aufgrund dieses Ursprungs wird eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanschor des Doms hängt, üblicherweise der Prozession vorausgetragen.

 

logo bistum muensterText: Dr. Stephan Kronenburg/Fotos: Achim Pohl

Grabungen

Zwei junge Damen graben sich in diesen Tagen unweit der Viktorkirche ins Erdreich: Maibrit David und Anna-Sofia Kommeta sind Schülerinnen der 9. Klasse des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums und absolvieren in dieser und in der kommenden Woche ihr obligatorisches Schulpraktikum im einsA-Quartier. Unter der Anleitung von Dr. Gerard Jentgens legen sie das Kellergeschoss vom früheren Haus Pins frei. Während Maibrit David schon seit ihrem 10. Lebensjahr von einem Beruf als Archäologin träumt, hat sich Anna-Sofia Kommeta relativ kurzfristig entschlossen, in die unbekannte Welt der historischen Bodenfunde hineinzuschnuppern.

Foto: Christoph Fehmer

Gegenstände

Was dem Menschen fremd ist, das beunruhigt ihn. Das ist eine fast alltägliche Erfahrung. Erst recht gilt dies mit Blick auf fremde Kulturen und Religionen – etwa dem Judentum. Zahllose Ressentiments gegen „die Juden“ resultieren aus mangelnder Kenntnis und bloßer Mutmaßung. Daher starten auf unserer Webseite kleine Info-Reihen, die in Bild und Wort Hintergründe des Judentums erläutern – anhand von Beispielen aus dem heutigen Dülmen! Die Info-Reihen „wandern“ in loser Folge bei der Webseiten-Nutzung mit. Machen Sie sich auf den Weg, lassen Sie sich überraschen!

Wieder ein historisches Foto aufgetaucht: Aus privatem Besitz wurde unserer Webseite ein Foto zur Verfügung gestellt, das am Sonntag, dem 3. Februar 1963 entstand: Es zeigt den am Vortag in Münster zum Priester geweihten Heinrich Ahlendorf (1934-2003) in einer größeren Gruppe, die sich von der Sakristei aus zur Primizmesse in die Viktorkirche begibt. Im Hintergrund, also aus nördlicher Sicht, erkennt man die schneebedeckte Flachdachbaracke der Bücherei, errichtet auf dem Kellergewölbe des früheren Hauses Pins. Das Bild lässt gut die Nähe des 1945 zerstörten Bürgerhauses zur Kirche erahnen, handelte es sich doch nur um wenige Meter.

Luftbild

Falschmeldung zum Haus Pins.

10 Jahre ist es in diesem Frühjahr her, dass eines der ambitioniertesten Projekte zur 700-Jahr-Feier der Stadt Dülmen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: Im Mai 2011 wurde das dickleibige Werk „Geschichte der Stadt Dülmen“, erschienen im Laumann-Verlag Dülmen, der Öffentlichkeit übergeben. Das Werk werde, so die damalige Bürgermeisterin Stremlau im Vorwort, „uns dabei helfen, alte und neue Fragen an die Geschichte unserer Heimat zu beantworten.“ Umso bedauerlicher, wenn ein Autor hinter dieser berechtigten Erwartung zurückbleibt, indem von ihm eine falsche Erkenntnis oder Schlussfolgerung konstatiert wird. So liest man in dem Beitrag „Dülmen im Nationalsozialismus“ von Hans-Walter Schmuhl auf S. 316: „Das Haus des Viehhändlers Louis Pins am Kirchplatz, das Ende 1938 für 25.000 RM an die Kirchengemeinde St. Viktor verkauft worden war, wurde im Sommer 1939 nach Intervention des Bürgermeisters von der Stadt übernommen – hier entstand ein Heimathaus mit Museum.“ Die hier genannte Belegstelle führt zu einem Aufsatz von Heinz Brathe in den „Dülmener Heimatblättern“ (1993 Nr. 3/4), wo in der Tat der Verkauf der Immobilie an die Pfarrei angenommen wird.

2020 konnten erstmals Prozessakten der Zollfahndungsstelle Hamburg eingesehenen werden, in denen auch Verhöre von Louis Pins im Zuge eines Strafverfahren wegen Devisenvergehen festgehalten sind. Die im Staatsarchiv Hamburg abgelegte Akte (Sign. 314-15 Str 599) dokumentiert ein Verhör von Louis Pins vom 3. Juni 1939 (S. 192), in dem dieser ausgiebig über seine Vermögensverhältnisse befragt wird bzw. Auskunft gibt, so auch hinsichtlich seines Hauses: „Das Haus hat die Stadt gekauft für RM 25.000,-. Es handelt sich um das Haus in Dülmen, Kirchplatz 8.“ Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Pins einen vorherigen bzw. tatsächlichen Verkauf seines Hauses an St. Viktor verschwiegen hätte.

Auf Nachfrage konnte der Dülmener Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann Anfang 2021 bestätigen, dass in sämtlichen Archivalien aus dem Amtsgericht (Grundbuchamt) und der Stadtverwaltung (Katasteramt) nur „ein Verkauf an die Stadt zu finden ist.“

StViktor

Auf jüdische Spuren
in Dülmener Haushalten

Da sagte Jesus zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ (vgl. Mt 13,52) Fast jeder Mensch sammelt irgendwas – mehr oder weniger bewusst. Zumindest haben wir alle schon einmal irgendein Andenken aufbewahrt und halten es in Ehren. Im Folgenden werden zehn Dülmener Personen vorgestellt, die uns einen kleinen „Schatz“ aus dem Heiligen Land bzw. aus dem Judentum vorstellen. 

Menora

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Christiane Daldrup

Christiane Daldrup

 

Durch das Bodenfenster wird die Erinnerung an die Familie Pins mehr als nur eine Momentaufnahme.
An diesem belebten Ort werden wir durch das Fenster das Schicksal der Familie im wahrsten Sinne des Wortes in den Blick nehmen und zu einem fried- und respektvollen Miteinander gemahnt werden.