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Archiv 2023

Seit Montag an bis einschließlich heute wurden die Stolpersteine in Dülmen und Rorup durch Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule sorgfältig gereinigt und im Anschluss dort für jedes Opfer eine weiße Rose niedergelegt. Begleitet wurden sie von den gesamten Geschichtslehrkräften der Schule. Vorbereitet hatte sich die Schülergruppe mit Hilfe des vor kurzem erschienenen Buch "HIer wohnte …".

Die jährliche Putzaktion der Stolpersteine ist ein wesentlicher Bestandteil der Erinnerungskultur an der Hermann-Leeser-Schule.

Dokudrama anlässlich des 85. Jahrestag der Novemberpogrome 1938. 

Das Dokudrama schildert die bewegende Lebensgeschichte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die am 5. November 2023 102 Jahre alt wurde. Das Autorenteam Hannah und Raymond Ley hat sie in vielen Stunden zu ihrem Überlebenskampf befragt und unwiederbringliche Aussagen gesammelt, die im Film die Inszenierung umrahmen. 

Ihre jungen Jahre werden verkörpert von Julia Anna Grob, die in ihrer ersten großen Rolle in Erscheinung tritt. Neben ihr spielen Ilona Schulz und Peter Lewys Preston vor der Kamera von Martin L. Ludwig und unter der Regie von Raymond Ley. Mit Gastauftritten an der Produktion beteiligt sind Iris Berben, Charly Hübner, Herbert Knaup und Axel Prahl. Das ZDF zeigte das 90-minütige Dokudrama zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome im Jahr 1938 und ist noch in der Mediathek abrufbar >>>

Foto: Von Scott-Hendryk Dillan (Diskussion) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Jonathan

Fünf Stolpersteine haben ihren Weg zurück ins Dülmener Straßenpflaster gefunden: Gestern Vormittag verlegten Mitarbeiter der Firma Haddick die Steine von Emma Pins vor Schuhe Robers sowie von Ernst, Anna, Walter und Rolf Leeser vor dem Geschäft Livingroom. Die Stolpersteine, die an das Schicksal der von den Nationalsozialisten verfolgten Dülmener Jüdinnen und Juden erinnern, waren zu Beginn der Bau- und Pflasterarbeiten in der Fußgängerzone aufgenommen worden. Zunächst hatte der Archäologe Dr. Gerard Jentgens sie in seinem Übergangsbüro im Rathaus aufbewahrt, später, nach Abschluss der Grabungen, wurden sie im Stadtarchiv gelagert. Vor dem 9. November werden Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule alle Stolpersteine in der Stadt putzen, um dann an den Steinen in Erinnerung an die dramatischen Ereignisse vom 9. November 1938, der sogenannten Reichspogromnacht, Rosen abzulegen.

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Bericht und Fotos: Claudia Marcy
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Engagierte, Initiativen, Vereine, Verbände und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen in Nordrhein-Westfalen können sich jetzt im Engagement-Portal des Landes über das Thema „Antisemitismus im Ehrenamt“ informieren. Die Landesservicestelle für bürgerschaftliches Engagement reagiert damit auf das aktuelle Geschehen und stellt mit der neuen Webseite „Angriff auf Israel und Antisemitismus im Ehrenamt“ einen Überblick zu bereits bestehenden Angeboten und entsprechenden Handlungsmöglichkeiten für Engagierte zur Verfügung. „Uns alle verfolgen seit dem 7. Oktober 2023 die schrecklichen Bilder aus Israel und dem Gazastreifen im Fernsehen oder in den sozialen Medien. Die Auswirkungen sind in der nordrhein-westfälischen „Engagement-Landschaft“ spürbar – bedauerlicherweise auch in Form von Antisemitismus und Rassismus. Damit zusammenhängende Debatten führen sich nicht einfach“, stellt Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, fest. „Die neue Webseite der Landesservicestelle dient daher als Unterstützung. Hier finden Interessierte ausgewählte Angebote zum Umgang mit und der Bekämpfung von Antisemitismus.“ Die Webseite „Angriff auf Israel und Antisemitismus im Ehrenamt“ ist hier zu finden >>>

Text: Staatskanzlei NRW

Jonathan

Arbeiten am Keller Pins gehen weiter. 

 
Freudig begrüßt wurde Tanja Schwarten gestern Vormittag von den Mädchen und Jungen des Familienzentrums St.-Anna-Kita. Sie freuten sich über die Besucherin, die genau wie am Vortag auf dem Außengelände ihrer Kita arbeitete.

„Du putzt aber lange“, staunten die Kinder, als die Besucherin wieder im einstigen Keller Pins verschwand. Vorsichtig und in gebückter Haltung stieg sie die hohen, zum Teil ausgetretenen Stufen in das frühere Kellergewölbe hinab, wo Besen, Eimer, Schwamm und Spachtel schon auf sie warteten.

Denn die Diplom-Restauratorin der münsterschen Firma Wennemer befreit die Wände und den Boden im Kellergeschoss des früheren Wohnhauses der jüdischen Familie Pins von Pflanzen und Moosen, löst geschickt Salzkrusten vom Mauerwerk, die sich dort im Laufe der Zeit gebildet haben, wischt mit dem Schwamm vorsichtig Lücken und Risse im Mauerwerk aus. Eine Arbeit, die Geduld erfordert, aber auch ein geübtes Auge. Drei Tage werden reichen, um den kleinen Raum, in dem wohl kaum mehr als eine Handvoll Personen Platz findet, zu säubern, überschlägt die Fachfrau.

Dafür, dass das vom Archäologen Dr. Gerard Jentgens freigelegte Kellerstück schon seit gut zwei Jahren nur notdürftig abgedeckt Wind und Wetter ausgesetzt war, sei das Mikro-Klima hier ganz gut, findet Tanja Schwarten - auch wenn es etwas feucht riecht. Aber das sei schließlich nicht ungewöhnlich in einem Kellerraum, findet sie.

Dunkel ist es hier nicht, denn eine Pyramide aus Glas erhebt sich über dem Raum. Von oben schaut ab und zu ein neugieriges Kindergesicht hinunter in den Keller, den die Gemeinde St. Viktor zum Erinnerungsort ausbauen möchte. Jetzt, nachdem die provisorische Abdeckung durch eine solide Einstiegsluke ersetzt worden und der Bauzaun verschwunden ist, ist die Glaspyramide Teil des Kita-Außengeländes. Von außen dringt das Rufen und Lachen der Kinder herein, während Tanja Schwarten ihre Arbeit fortsetzt. Nach und nach, erzählt sie, habe sie sich mit dem Gebäudefragment vertraut gemacht, es besser kennengelernt und die Spuren der Vergangenheit studiert. Sie weist auf die verschiedenen Farbschattierungen an den Wänden hin. An einigen Stellen ist ein kräftiges Rot zu sehen, woanders schimmern braune oder weiße Farbschichten auf. Dort in der Ecke, wo der Boden dunkel ist, wurden früher die Kohlen gelagert.

Ist der Keller erst sauber, werden Steinmetz- und Bildhauer-Kollegen das Mauerwerk ausbessern und den Gewölbebogen stellenweise ergänzen, erzählt Schwarten.

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Bericht und Fotos: Claudia Marcy
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Vor zahlreich erschienenen Gästen moderierte Erik Potthoff als Vorsitzender des Dülmener Heimatvereins am Mittwochabend im Forum Bendix eine kurzweilige und spannende Buchpräsentation: Die Rede ist von der Vorstellung der Neuerscheinung „Hier wohnte … – Auf den Spuren von Dülmener NS-Opfern“. Dank eines großzügigen Sponsoring steht nun allen Interessierten in Dülmen und darüber hinaus ein kompaktes und niederschwelliges Kompendium zur Verfügung, angelegt als ein literarischer Stadtrundgang und reich illustriert. „Es lassen sich bis heute immer neue Spuren der Vergangenheit und heutige Perspektiven“ finden, erklärte Potthoff das publizistische Engagement des Heimatvereins. Im Interview mit Potthoff stellten die vier am Werk beteiligten Autorinnen und Autoren je ein „Lieblingsfoto“ aus dem Buch vor. So erläuterte Dr. Stefan Sudmann anhand einer lebendigen Straßenszene der 1930er Jahre die „Alltäglichkeit“ des Nationalsozialismus in Dülmen – zwischen „Braunem Haus“ und jüdischem Geschäft Eichengrün. Ebenfalls aus jenen Jahren erklärte Markus Trautmann ein Foto, auf dem Ernst Leeser und seine Söhne samt Chauffeur vor dem Kirchplatz von St. Viktor in die Kamera blicken, durchaus mit großbürgerlichem Selbstbewusstsein. Umso tragischer sei dann der soziale Abstieg in der chilenischen Emigration gewesen. Ein weiteres Familienfoto, in diesem Fall von ca. 1910, stelle Dr. Andrea Peine vor: Es zeigt den zweieinhalbjährigen Hermann Davidson, gekleidet in eine Kindervariante eines Admiralsmantels. „Ein so frühes Kinderbild zu kennen, und dann seine letzten Akten aus der Krankenbaracke von Auschwitz einzusehen – das geht einem nahe“, so ihre Empfindung. In die heutige Gegenwart führte die Zuhörer ein Motiv, das Christiane Daldrup vorstellte, nämlich ein Foto vom erst jüngst ausfindig gemachten Grabplatz von Regina Bendix in Köln. „Ihr Enkel Marc Bendix in Kanada war durch dieses Rechercheergebnis sehr angerührt“, berichtetet sie. Überhaupt seien die während der Entstehung des Buches entstandenen Kontakte zu Nachgeborenen aus Dülmener jüdischen Familien sehr anregend und motivierend gewesen, war sich das Autorenteam einig. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch Heinrich Rövekamp, der Solostücke am Cello zu Gehört brachte.

Fotos: Dietmar Rabich

Am 14. Oktober 2023 verstarb im Alter von 91 Jahren Marie-Luise Bendix (geb. Müller), die letzte in Dülmen lebende Trägerin eines traditionsreichen jüdischen Namens. Die gebürtige Hannoveranerin kam Ende der 1950er Jahre nach Dülmen und war mit Klaus-Otto Bendix (1928-2016) verheiratet, einem Sohn des Textilunternehmers Paul Bendix (1878-1932), der 1909 vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war. Bis zuletzt nahm Marie-Luise Bendix regen Anteil an kulturellen Veranstaltungen, bei denen auch die Geschichte der Familie Bendix thematisiert wurde – so etwa im Rahmen der Buchvorstellung „Im Bündel des Lebens“ im Herbst 2021 oder bei der Eröffnung der von Schülern und Schülerinnen der Dülmener Gymnasien organisierten Ausstellung „Kunst.Geschichte.Textil“ im Frühjahr 2023. Auch für das im Herbst 2023 veröffentlichte Buch „Hier wohnte …“ über NS-Opfer in Dülmen hat Frau Bendix bereitwillig Bildmaterial und hilfreiche Informationen zur Verfügung gestellt. – An das einstige Textilunternehmen Bendix erinnert heute noch in Dülmen dem Namen nach der Schriftzug „Paul Bendix“ am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium und das dortige „Forum Bendix“ sowie das nicht weit entfernt gelegene Hotel „Weberei Bendix“. Gründer war 1824 Moses Bendix (1800-1845), dessen Vorfahren seit Generationen in Billerbeck gelebt hatten; er heiratete die Dülmenerin Sara Pins (1805-1873) und ließ sich in Dülmen nieder. Deren Sohn Meyer Bendix (1843-1905) war der Vater des genannten Paul Bendix.

Fotos: Marie-Luise Bendix beim Stadtgang auf den Mühlenweg-Friedhof; Hans Davidson am Grab der Familie Bendix auf dem evangelischen Friedhof; beides im April 2023

Die Mitarbeiter Majewski und Jagusch von der Dülmener Metallbaufirma Jostmeier konnten am Montag, 16. Oktober, die neue Einstiegsluke über dem historischen Kellerabgang zum „Keller Pins“ montieren. Damit kann endlich der Bauzaun verschwinden und der „Keller Pins“ direkt umrundet werden. Ein paar technische Daten: Es handelt sich um einen Rahmen aus Quadratrohr mit Querstreben aus Rechteckrohr, aufgeschweißt auf zwei Giebelwände, deren Gitterflächen künftig der besseren Durchlüftung des archäologischen Bodenfensters dienen. Die vom Rahmengestell gehaltene stabile Trespa-Platte kann rutschfest betreten werden. Alle Stahlteile sich feuerverzinkt und anthrazitfarben pulverbeschichtet. Zwei Vorhängeschlösser verhindern die unbefugte Öffnung des Einstiegs.

1973 wurde die städtische Realschule gegründet, die im Gebäude des ehemaligen Gymnasiums ihren Standort fand.

Seit 1988 trägt die städtische Realschule den Namen des jüdischen Kaufmanns Hermann Leeser. Er führte auf dem Gelände der heutigen Turnhalle eine Fabrik für Leinenweberei. Hermann Leeser wurde am 4. September 1890 als Sohn des Fabrikanten Jakob Leeser geboren. Er machte 1909 in Rheine sein Abitur, verbrachte einige Zeit in Hamburg, Berlin und Paris, bevor er nach Dülmen zurückkehrte. Hier steigt er im Jahre 1918 in die Führung der elterlichen Fabrik an der Elsa-Brandström-Straße ein. Mit seiner Frau Rhea bekam er zwei Töchter: Helga und Ingrid. Hermann Leeser bereitete seine Familie nach der "Reichskristallnacht" auf die Flucht vor und nahm sich das Leben. Eine Vermutung für den Grund der Selbsttötung lautet, dass er seiner Familie damit die Flucht ermöglichen wollte, da seine Frau die niederländische Staatsbürgerschaft wiedererlangte und ausreisen durfte.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Hermann-Leeser Schule kamen am 29. September 2023 Herman Soetermeer (Sohn von Hermann Leesers Tochter Ingrid) und Joost Becker (Sohn von Hermann Leesers Tochter Helga) zur Geburtstagsfeier an die Hermann-Leeser-Schule und brachten ein Bild ihres Großvaters mit. Bürgermeister Carsten Hövekamp und Schulleiter Robert Schneider begrüßten die beiden Ehrengäste.

Bilder: Hermann-Leeser-Schule

„Offen ist die Frage, warum seinerzeit dieses Bronze-Relief am Löwendenkmal angebracht wurde“, so äußerte der Dülmener Bernhard Arens seine Verwunderung am 5. September in einem DZ-Leserbrief. So berechtigt diese Frage ist: Im Abstand von rd. 30 Jahren bleibt ungeklärt, warum 1995 derart massiv in das schon damals denkmalgeschützte „Löwendenkmal“  von 1926 eingegriffen wurde. Umso breiter ist jetzt die öffentliche Zustimmung zur Verlegung des bronzenen Kunstwerks „Dülmen 1945“ des Bocholter Bildhauers Jürgen Ebert. Dieser war am 19. September persönlich zugegen, als Restaurator Robert Wennemer aus Münster mit seinem Team die entsprechenden Arbeiten mit der nötigen Expertise durchführte. Den neuen Standort an der nördlichen Außenwand der Dülmener Viktorkirche findet er passend: „Der helle Sandstein lässt die ‚Durchbrochenheit‘ der bronzenen Ruinensilhouette in optimaler Form zur Wirkung kommen – und das an einer Wandfläche, die bis heute erkennbar ebenfalls die Spuren des Zweiten Weltkriegs trägt.“

StViktor

Auf jüdische Spuren
in St. Viktor

„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ Mit diesen Worten ermahnt der Apostel Paulus (vgl. Römer 11,18) die christliche Gemeinde, ihren religiösen Ursprung nicht zu vergessen: Das Christentum gründet auf dem JudentumDas Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht verständlich. Die christliche Liturgie und auch die Kunst enthalten zahlreichen alttestamentliche Zitate oder Anspielungen auf das Judentum. Dies soll bei einer kleinen Exkursion durch die Dülmener Viktorkirche anhand von zehn Bildmotiven und Symbolen verdeutlicht werden. 

INRI 2

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Matthias Menkhaus

Matthias Menkhaus

Verbundleiter Kindertageseinrichtungen 

Eine lebendige Erinnerungskultur ist heute wichtiger denn je. Was wäre da offensichtlicher, als eine Erinnerungsstätte in einen Ort der puren Lebendigkeit einzubinden – in eine Kindertageseinrichtung! An diesem Ort der Begegnung kann die sprichwörtliche „Brücke“ zwischen der Vergangenheit und einer weltoffenen Zukunft geschlagen werden.