Archiv 2023
Bürgermeister lobt Bilderbuch für Jung und Alt

Im DZ-Interview mit Claudia Marcy lobt Bürgermeister Carsten Hövekamp das jüngst erschienene Bilderbuch für Jung und Alt „Ein besonderer Schatz“.
Auf die Frage, ob er auf Grund seiner Schirmherrschaft für ein großes Kunstprojekt zu einem Kunstkenner werden würde, betont der Bürgermeister die gute Zusammenarbeit mit der Neuen Spinnerei oder der Hermann-Leeser-Schule. In die gleiche Richtung gehe laut Hövekamp auch das Buch über „Gerard den Ausgräber“, das den Keller Pins und die Archäologie für Kinder und Jugendliche zugänglich mache.
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Erinnerungen an das jüdische Landleben

Kurz vor Weihnachten war es so weit: Der Shop des „Landwirtschaftlichen Wochenblatts“ kündigte das langerwartete Erscheinen einer neuen Publikation von Gisbert Strotdrees an. Unter dem Titel „Jüdisches Landleben. Vergessene Welten in Westfalen“ wird am 17. April 2024 ein Werk im Großformat DIN A 4 und mit einem Umfang von 180 Seiten erscheinen. (ISBN: 978-3-7843-5781-2, Landwirtschaftsverlag) Der Ladenpreis beträgt 24,- € (Subskriptionspreis 22,- €). „Wie sah das Leben auf dem Land für die jüdische Minderheit in Westfalen aus?“, lautet eine Fragestellung in einer Pressemitteilung. „In dem reich bebilderten Buch werden viele überraschende und kaum bekannte Seiten des Landlebens und der jüdischen Geschichte vorgestellt.“
xFür dieses Buch hat Gisbert Strotdrees seine vielbeachtete Wochenblatt-Serie aus dem Jahr 2021 überarbeitet und stark erweitert. Strotdrees ist Wochenblatt-Redakteur, Historiker und Publizist. Am 18. Mai 2022 hielt er im Dülmener „einsA“ einen Vortrag über jüdisches Landleben zwischen Rhein und Weser.
Gewölbeansatz ergänzt

In der Woche nach dem 2. Advent ist der Restaurator Robert Wennemer aus Münster wieder in Dülmen aktiv: Er führt die Reste vom historischen Kellergewölbe des Hauses Pins so weit fort, dass man die frühere Bogenführung der Gewölbemauerung nachvollziehen kann. Hierzu wurden selbstverständlich historische Ziegel im sogenannten „Klosterformat“ verwendet.
Fotos: Christoph Fehmer
Antisemitismus in Hiddingsel, Dülmen

Entdeckt hat diese eine Hiddingselerin am Samstagnachmittag. “Die Juden brauchen Gas” steht an der dem Parkplatz zugewandten Fassade des Gebäudes. Wann und von wem der antisemitische Schriftzug dort angebracht wurde, ist nicht bekannt. Bereits Anfang November hinterließen Unbekannte an einer Tür der Hiddingseler Pfarrkirche einen israelfeindlichen Schriftzug. “Bombt Israel weg” hieß es da. Der Schriftzug wurde inzwischen entfernt. Die Polizei ermittelt in beiden Fällen.
Die Dorfgemeinschaft verurteilt den Vorfall. Es sei zutiefst schockierend, solche Hassbotschaften zu sehen, schreibt der Vorsitzende Martin Lütke Brintrup. “Gemeinsame Anstrengungen sind notwendig, um gegen Fremdenhass und Antisemitismus vorzugehen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.” Der Appell von Lütke Brintrup: “Unsere Dorfgemeinschaft bietet keinen Raum für solche Taten!”
Antisemitismus in Deutschland nimmt seit einigen Jahren wieder zu. In den Jahren 2011 bis 2020 erfasste die Polizei im Schnitt 1.600 antisemitische Vorfälle. Diese politisch motivierte Kriminalität nahm in den vergangenen Jahren zu. Im Jahr 2021 gab es über 3.000 Fälle von Antisemitismus, im vergangenen Jahr waren es über 2.600. Aktuellen Zahlen zufolge wird die Zahl der antisemitischen Straftaten im Jahr 2023 bei weit über 3.000 liegen. Nun reiht sich auch Hiddingsel als Tatort in diese Statistik ein.
Vandalismus gab es zuletzt auch an der Hiddingseler Sparkasse. Hier brachten unbekannte den Schriftzug “Scheiß Ukraine” und jüngst “AfD” an. Es ist nicht gesichert, ob die Schmierereien an den beiden Gebäuden in Verbindung zueinander stehen.
Stellungnahme von Ortsvorsteher Hendrik Clodius zu den antisemitischen Schmierereien >>>
Stellungnahme von Pfarrer Hempelmann zu antisemitischen Zeugnissen >>>
Quelle: hiddingsel.de
Jüdisches Museum Dorsten stellte Bestände online

Seit kurzem lässt sich über die Homepage des in Dorsten ansässigen Jüdischen Museums Westfalen ein großer Teil der Objektdatenbank einsehen. Sie umfasst derzeit etwa 500 Objekten – von klassischen Holzstichen über Chanukka-Leuchter bis hin zu Drucken aus dem 16. Jahrhundert. „Das Jüdische Museum Westfalen ist damit einen wichtigen Schritt im Bereich der Digitalisierung gegangen“, erklärt Kuratorin Ayleen Winkler. Zum einen sei die Sammlung so einer breiten Öffentlichkeit und Wissenschaftlern zugänglich, zum anderen diene die Digitalisierung auch dem Schutz und Erhalt der Objekte. Winkler weiter:„Umgesetzt wurde dieser zeit- und arbeitsintensive Prozess in einem mehrjährigen Projekt, das extern gefördert wird. In den kommenden Monaten wird auch der restliche Bestand nach und nach online gestellt werden.“ Im Frühjahr werde das Projekt abgeschlossen.
Georg Meyer beigesetzt

Am 4. Dezember 2023 wurde der im Alter von 91 Jahren verstorbene frühere Schulleiter Georg Meyer auf dem Dülmener Waldfriedhof beigesetzt. Als Direktor der städtischen Realschule initiierte Meyer 1988 die Benennung der Schule als „Hermann-Leeser-Schule“. Hintergrund war die kurz zuvor beim Bau der neuen Turnhalle für die Schule erfolgte Freilegung historischer Fundamente der früheren Leinenweberei Leeser. Daraufhin nahm Georg Meyer Kontakt zur Witwe und den beiden Töchtern Hermann Leesers in den Niederlanden auf. Im Zuge der neuen Namensgebung entwickelte sich ein lebendiger und jahrelanger Kontakt zu Helga Becker-Leeser, der ältesten Tochter Hermann Leeser, der sich nach der „Reichskristallnacht“ 1938 das Leben nahm. – In der Traueransprache >>> für Georg Meyer würdigte Pfarrer Markus Trautmann Meyers Engagement um die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Bestandteil seiner grundsätzlichen Offenheit und Interesse für das Leben.
Foto Schule: Erik Potthoff
Post aus Yad Vashem

Das jüngst erschienene Buch "Hier wohnte …" über Dülmener Stolpersteine ist nun auch Bestandteil der Forschungsbibliothek in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem unweit von Jerusalem. Der dortige Bestand an Publikationen rund um das Thema Holocaust umfasst rd. 180.000 Titel in 69 Sprachen.
Mit einem Brief >>> wurde dem Autorenteam für das Werk gedankt.
Bilder: yadvashem.org
Gedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren

Mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gedachte Dülmen heute auf dem alten Jüdischen Friedhof den Ereignissen vor 85 Jahren und legte ein Zeugnis gegen Judenfeindlichkeit, jede Form von Diskriminierung und für Frieden und Freiheit ab.
Bürgermeister Carsten Hövekamp zitierte zu Beginn seiner Ansprache Hans Davidson aus dem Buch "Hier wohnte ...":
"Ich erzähle meine Familiengeschichte, um zu verdeutlichen, dass nicht, wie oft gesagt wird, sechs Millinen Juden von den Nazis ermordet wurden – sondern weil sechs Millionen Mal jeweils ein einzelner Mensch, ein einzelner Jude ermordet wurde."
Weiterhin erinnerte er an die Geschehnisse vor 85 Jahren, schlug aber auch einen Bogen zu aktuellen Ereignissen, wie den schrecklichen Terrorangriffen der Hamas und zu den antisemitischen Demonstrationen und Straftaten in Deutschland. "Der Antisemitismus ist aus unserer Gesellschaft nie verschwunden, ist aber derzeit so präsent, wie seit damals nicht mehr.", stellte Hövekamp fest.
Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule trugen die Kindheitserinnerungen von zwei Zeitzeuginnen an die örtlichen Ereignisse in der Pogromnacht 1938 in Dülmen vor. Ismene Dura sorgte für die musikalische Gestaltung.
„Noch nie war es so wichtig, dass wir alle für Menschlichkeit, Toleranz und Frieden einstehen“, betonte der Bürgermeister. „‚Nie wieder‘ ist jetzt.“